Matriarchale Landschaftsmythologie
In matriarchalen Gesellschaften wird die Erde als eine Urgöttin betrachtet, „Mutter Erde“, die Schöpferin alles Lebendigen. Überall sahen die Menschen die Züge ihrer Weiblichkeit: in busenförmigen Hügeln und Bergen, in schoßartigen Tälern und Schluchten, in besonderen Steinen, Quellen, Seen und Flüssen, in Bergrücken in Gestalt einer liegenden Frau. Hier zeigte sich die Erde für matriarchale Menschen sinnfällig als Große Frau und Mutter, solche Plätze und Landschaften galten als heilig. Sie wurden zu Kultorten, oder man wohnte dort, so dass sich die Menschen buchstäblich „im Schoß von Mutter Erde“ oder „am Busen der Natur“ geborgen fühlten.
Wenn eine Landschaft mit vielen solchen Zügen die Weiblichkeit der Mutter Erde manifestierte, wurde sie zur konkreten Landschaftsgöttin mit konkretem Namen. Das zeigen lokale Mythen, welche die jeweilige Landschaftsgöttin benennen und von ihrem Tun erzählen.
Heide Göttner-Abendroth hat etliche solcher Landschaften in Deutschland und den Alpenländern erforscht und dargestellt. Dabei verbindet sie auf einzigartige Weise die symbolische Betrachtung einer Landschaft mit der lokalen Archäologie, Mythologie, Volkskunde und Sprachforschung. Das macht es uns möglich, diese Landschaften mit ganz neuem Blick auf ihre alte Bedeutung zu erwandern.